Die Volkswirtschaftslehre (VWL), bzw. Ökonomie wird gemeinhin als Wissenschaft der Verteilung knapper Güter definiert. Dazu untersucht sie die Handlungen rationaler Individuen, Haushalte, Unternehmen, etc. Das Studium der VWL auf der Hauptuni teilt sich in vier große Bereiche: Einzelwirtschaftliche theoretische Perspektive (Mikroökonomie), gesamtwirtschaftliche theoretische Perspektive (Makroökonomie), öffentliche Wirtschaftstätigkeit (Finanzwissenschaft) und empirisch-statistische Analyse (Ökonometrie). VWL bzw. früher Nationalökonomie war als akademische Disziplin ursprünglich ein Teilgebiet der Staatswissenschaften. Vor diesem Hintergrund kommt der Volkswirtschaft neben der rein analytischen Tätigkeit auch die Aufgabe zu wirtschaftspolitische Ent-scheidungsträgerInnen zu beraten. Die Abschätzung der Folgen von (wirtschafts-) politischen Interventionen und Empfehlungen stellt daher einen wichtigen Aufgabenbereich der Disziplin dar. Der wissenschaftliche Diskurs findet dabei direkte Umsetzungen. Beispielsweise fand die geldpolitische Kontroverse zwischen Keynesianern und Klassikern/Monetaristen unmittelbare Anwendung in geldpolitischen Strategien. Allgemein dienen die theoretischen Erkenntnisse der Beurteilung tatsächlicher Politik sowohl zu derenRechtfertigung als auch Instrument der Kritik. Volkswirtschaft ist daher ein immanent politisches Studium. Leider steht die Beurteilung realpolitischer Maßnahmen in den Lehrveranstaltungen unseres Institutes stark im Hintergrund. Wer sich für die gesellschaftlichen Auswirkungen der formalen Theorien, die er/sie an unserem Institut präsentiert bekommt, interessiert, muss sich das im Selbststudium (oder auch in der Diskussion mit anderen Studierenden, z.B. im RBK) aneignen.
VWL vs. BWL
VWL ist relativ theoretisch angelegt. Sie beschäftigt sich mit der Wirtschaft als großem Ganzen, im Gegensatz zur BWL, die das einzelne Unternehmen im Auge hat. VWL versucht zu verstehen, wie Unternehmen, Haushalte und Staat in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten zusammenspielen und welche Auswirkungen dies hat. BWL hingegen untersucht im Grunde, wie ein Unternehmen funktioniert, wie es am besten aufgebaut sein soll, welche Managementtechniken es gibt, usw.
Typische Fragestellungen
Typische Fragestellungen, die im Studium behandelt werden sind zum Beispiel: Wie bestimmen sich Preise auf Märkten? Wie stark reagiert die Nachfrage eines bestimmten Gutes auf eine Veränderung des Preises dieses (oder auch eines anderen) Gutes? Wie wirkt sich Preisdiskriminierung auf das Gemeinwohl (“soziale Wohlfahrt”) aus? Kann das Pensionssystem langfristig erhalten werden? Wie wirkt sich eine proportionale Einkommenssteuer auf das Arbeitsangebot aus? Kann durch Steuersenkungen die Arbeitslosigkeit verringert werden? Könnte es sein, dass unsere LehrveranstaltungsleiterInnen einen Anreiz haben, den Formalisierungsgrad unseres Studiums herunterzuspielen, um mehr Studierende zu ködern, da nun die Förderung der Institute an die Studierendenanzahl gekoppelt ist? Wenn ja, liegt das auch in unserem Interesse? Viele Fragen wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Relevanz werden unseres Erachtens in der Lehre aber eher vernachlässigt. Vermittelt werden die Grundmodelle volkswirtschaftlicher (Mainstream-)Theorie. Der Schwerpunkt liegt in der formalen Modellierung, wobei politischer Gehalt und Realitätsnähe (wenn überhaupt vorhanden) im Hintergrund stehen. Kritische, argumentative Auseinandersetzung mit den Inhalten anerkannter Theorie werden nicht gefördert. Was mensch von einem VWL-Studium auf der Hauptuni erwarten darf: Im Großen und Ganzen lern mensch relativ bald wirtschaftliche Fragestellungen zu untersuchen und vor dem Hintergrund theoretischer Modelle zu verstehen. Insbesondere wird das in der Disziplin notwendige analytische Denkvermögen geschult. Bei ernsthafter Auseinandersetzung mit den Studieninhalten sollte dich das Studium in die Lage versetzen, dem wissenschaftlichen Diskurs zu folgen und die theoretische Ausbildung für konkrete Fragestellungen zu adaptieren. Darüber hinaus wird bis zu einem gewissen Grad die Fähigkeit vermittelt, wirtschaftliche Dynamiken zu modellieren.
Achtung Mathe!
Eine intensive Beschäftigung mit Mathematik ist Grundvoraussetzung für das VWL-Studium. Entgegen anders lautenden Behauptungen stellt Mathematik nicht bloß eine nervenaufreibende Pflichtveranstaltung in den ersten beiden Semestern dar, sondern ist grundlegendes Instrument, soll heißen die “Sprache” der VWL. Du musst auf keinen Fall ein Mathe-Genie sein, um das Studium gut zu schaffen. Angewandte Mathematik sollte Dir aber auf gar keinen Fall auf die Nerven gehen, sondern dir optimalerweise auch ein klein wenig Freude bereiten.
Das Berufsbild, die Aussichten
Die Berufsaussichten von VolkswirtInnen sind unseres Wissens nach nicht umfassend und systematisch erhoben worden, d. h. quantitativ genaue und gültige Ergebnisse können wir nicht bieten, stattdessen seien an dieser Stelle einige Vermutungen und Anschauungen angestellt. Die berufliche Tätigkeit besteht vor allem in der Beratung und Information wirtschaftspolitischer Entscheidungsträger durch Anfertigung von Studien, Analysen und Entwicklungsprognosen. Das institutionelle Arbeitsgebiet der VolkswirtInnen liegt nach unserem Wissen einerseits im privaten Sektor, wie zum Beispiel bei Banken, Versicherungen, großen Unternehmen, privaten Think-Tanks und bei Firmen, die sich mit der Analyse einzelner Märkte beschäftigen, andererseits im öffentlichen Sektor (Ministerien, Statistisches Zentralamt, Landesregierungen, Nationalbank), bei den Kammern (Arbeiterkammer) und Interessensvertretungen (ÖGB) und auch im wissenschaftlichen Bereich an den Universitäten und Postgraduierten-Ausbildungsstätten (IHS), sowie bei außeruniversitären Forschungsinstituten (WIFO). In letzter Zeit dehnt sich das Feld auch auf umweltrelevante Fragestellungen aus. Natürlich sind auch viele studierte VolkswirtInnen im Management tätig, wobei allerdings zu sagen ist, dass das Studium hierfür weniger direkte Vorbildung liefert.
Was ist…
… Makroökonomie?
Makroöökonomie beschäftigt sich mit den Vorgängen in Volkswirtschaften als Ganzem. Dazu werden die Abhängigkeiten verschiedener aggregierter Größen voneinander untersucht. Solche Größen sind z.B. die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, Inflation, Wirtschafts-wachstum und Arbeitslosigkeit.
… Mikroökonomie?
Die Mikroökonomie versucht das Verhalten von KonsumentInnen (Haushalten) und ProduzentInnen (Firmen) mit Hilfe von Modellen zu erklären. Im Zentrum der Betrachtung stehen die Entscheidungen der einzelnen Individuen. Typische Fragestellungen in der Mikroökonomie sind: Wie werden die Preise auf Märkten gebildet? Sind Monopole und Kartelle grundsätzlich schlecht? Trinken die Leute doppelt soviel Pepsi, wenn der Preis von Coca Cola sich verdoppelt?
Die Lehrveranstaltungen aus Mikroökonomie sind sehr mathematisch und zeitlich ziemlich aufwendig.
… Politische Ökonomie?
In diesem Fach (kurz: PolÖk) werden Kenntnisse über wirtschaftspolitische Institutionen und Einflussmöglichkeiten des Staates auf die Wirtschaft vermittelt. Man erfährt zum Beispiel, wie die Arbeitslosenversicherung in Österreich gestaltet ist, oder welche Rolle die Sozialpartnerschaft bei der Festsetzung der Löhne spielt.
… Finanzwissenschaft?
Die Fiwi ist die ökonomische Analyse öffentlichen Wirtschaftstätigkeit. Dazu werden die wirtschaftlichen Handlungen des Staates und seiner Einheiten untersucht. Die Auswirkungen dieser Handlungen auf das Wirtschaftsgeschehen sind der zentrale Gegenstand der Analyse.
… Ökonometrie?
Ziel der Ökonometrie ist es, mit Hilfe von statistischen Verfahren volkswirtschaftliche Hypothesen empirisch (anhand von realen Daten) zu überprüfen. Dabei werden Daten vorwiegend mit Hilfe des Computers analysiert und auf ihre Aussagekräftigkeit getestet.
… Spieltheorie?
Die Spieltheorie analysiert mit formalen Methoden strategische Interaktionen. Sie bildet die Grundlage für einen Großteil der heutigen mikroökonomischer Forschung.