Als Studierende der Volkswirtschaftslehre fühlen wir uns verpflichtet auf den Artikel vom 5.5.2014 einzugehen.
Die Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien kann als Paradebeispiel für die endlich medial aufkeimende Diskussion der Probleme der Ökonomie an den Universitäten gelten. Der Rote Börsenkrach tritt seit Jahrzehnten für eine vielfältigere, aufgeklärtere Lehre am Institut für Volkswirtschaftslehre ein. Kleine Schritte in die entsprechende Richtung wurden gemacht, wie z.B. eine von den Studierenden organisierte Ringvorlesung zu Themen und Ansätzen, die im Lehrplan zu kurz kommen. Aber die Grundprobleme bleiben bestehen.
Im Studium beschäftigt man sich größtenteils mit theoretischen Modellen, die kaum empirisch untermauert werden oder deren Realitätsbezug nur unzureichend erläutert wird. Jungen Studierenden wird im Laufe des Studiums nicht beigebracht, diese Modelle und deren Implikationen kritisch zu hinterfragen. Es ist durchaus möglich, das Studium abzuschließen, ohne sich jemals wirklich mit der aktuellen Wirtschaftskrise auseinandergesetzt zu haben.
Erkenntnisse anderer Sozialwissenschaften werden nicht reflektiert, sondern einfach ignoriert oder nicht ernstgenommen. Stattdessen vermittelt man uns, Ökonomie sei eine wertfreie Wissenschaft in der alle Grabenkämpfe längst beigelegt wurden und man in allen zentralen Fragen zu einer Übereinkunft gekommen sei. Auf Anfrage nach mehr Ideen- und Wirtschaftsgeschichte wird uns einfach geraten, „auch mal ein Buch zur Hand zu nehmen“, anstatt entsprechende Angebote am eigenen Institut zu machen. Viele wissen gar nicht, dass es unterschiedliche ökonomische Ansätze gibt, welche zu durchaus anderen Ergebnissen kommen.
Diese unreflektierte Entwicklung ist bedenklich, sogar gefährlich, insbesondere in Anbetracht der politischen und beruflichen Funktionen, die viele unserer Studienkolleg/inn/en eines Tages einnehmen könnten.
Euer Roter Börsenkrach