Ein Rückblick auf die letzten beiden Jahre
Bei den letzten ÖH-Wahlen im Mai 2019 erhielten die Kandidat_innen des Roten Börsenkrachs (RBK) das Vertrauen der VWL-Studierenden. Seit diesen Wahlen die Welt zwar eine andere geworden, aber manch Gutes ist geblieben: Unsere Selbstorganisierte Lehrveranstaltung etwa, die nunmehr im digitalen Raum eine wichtige Plattform für ansonsten vom VWL-Institut vernachlässigte, gesellschaftskritische (Lehr)inhalte darstellt. In den Semestern dieser Wahlperiode wurde das Verhältnis von „Ökonomie vs. Ökologie“ thematisiert, ein Überblick über „Alternative Wirtschaftstheorien – heterodoxe Ökonomie“ geboten, Thomas Pikettys „Kapital und Ideologie“ diskutiert und schließlich gemeinsam einen Zugang zur ökonomischen Schule des „Postkeynesianismus“ erarbeitet. All diese Kurse waren für das Bachelormodul C2 anrechenbar. Am Ende von „Alternative Wirtschaftstheorien – heterodoxe Ökonomie“ haben wir ins Kino zum Film „Kapital im 21. Jahrhundert“ eingeladen.
Vernetzung von Studierenden
VWL-Fest konnten wir seuchenbedingt leider nur im Wintersemester 2019 eines organisieren. Es bleibt aber die Hoffnung, dass die Zeiten bald wieder besser werden! Um zumindest ein bisschen sozialen Austausch mit Mitstudierenden zu ermöglichen, haben wir inzwischen einen eigenen VWL-Discordserver aufgesetzt und nebenbei auch jedes Jahr ein Erstsemestrigentutorium organisiert. In außerpandemischen Zeiten stellen wir unser ÖH-Kammerl als offenes Wohnzimmer und Safe-Space zur Nutzung.
Service
Als Anlaufstelle für Fragen zum Studium stehen wir unter stv.volkswirtschaftslehre@oeh.univie.ac.at jederzeit zur Verfügung. Seit dem 1. Oktober 2019 haben wir dabei mehr als 500 Anfragen von Studierenden und Studieninteressierten beantwortet. Manchmal ging es dabei auch um unsere Sammlung von Altklausuren unter https://www.roterboersenkrach.at/beratung/blog/, welche wir mit eurer Hilfe aktuell zu halten versuchen.
Verwendung des Budgets
Mit unserem Budget haben wir diverse emanzipatorische Projekte unterstützt, wie etwa den „Feministischen Frühling“ des Klubs slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien oder das „Projekt Schule für alle“ zugunsten geflüchteter Menschen. Wir haben das Budget aber auch dafür verwendet, um nach dem Lockdown Studierende paarweise ins Museum einzuladen und um Skripte für die Prüfungssammlung schreiben zu lassen. In Statistik 2 haben wir einen Tutor mitfinanziert, dessen Moodle-Kurs mit Aufzeichnungen jederzeit verwendet werden kann.
Die neuen Master-Curricula
In diversen Gremien, wie der Institutskonferenz und der Curricularen Arbeitsgruppe zu den neuen Masterprogrammen, haben wir nach bestem Wissen und Gewissen die Interessen der Studierenden vertreten. Bedauerlicherweise können wir dort ohne den „Goodwill“ unserer Professor_innen wenig erreichen. Aber hin und wieder hat sich unsere Beharrlichkeit ausgezahlt. Etwa, als wir die Zusage bekamen, dass es in den Pflichtkursen der neuen Masterprogramme Institutspolitik wird , die am stärksten gewichtete Prüfungsleistung zu wiederholen (dass also quasi Retakes angeboten werden). Auch konnten wir erreichen, dass man im Master Applied Economics seine VWL-Vertiefungsfächer frei anstatt in fixen Körben wählen kann. Und, dass die Zulassung zu diesem für externe Interessent_innen deutlich leichter möglich ist als zu den bisherigen Masterprogrammen.
Verteidigung von Studierendenrechten und Verbesserungen an Kursen
Wenn es Konflikte mit Professor_innen gab, haben wir uns für eure Interessen eingesetzt, solidarisch zu euch gehalten und auf Wunsch eure Identität geschützt. Dass diese Studienvertretungsarbeit mitunter bedeutet, dicke Bretter zu bohren, wird an folgendem Beispiel deutlich: Im April 2020 erreichten uns Emails von Studierenden, wonach Prof. Pötscher plane, seinen UK Statistik 2 in den September zu verschieben, um ihn in Präsenz machen zu können. Im Interesse all jener, die im Sommer arbeiten müssen, ersuchten wir die Studienprogrammleitung, dem einen Riegel vorzuschieben. Was diese auch tat. Allerdings reagierte Prof. Pötscher darauf, indem er, anstatt den Kurs online zu halten, sein (handgeschriebenes!) Skriptum ausschickte, lediglich Prüfungstermine anbot und bei Fragen auf das Tutorium verwies. Wir forderten also den zuständigen Vize-SPL Werner Schachinger auf, künftig jemand anderen mit dem Kurs zu betrauen. Was nicht geschah. Aber wenigstens (ob es an unseren Interventionen lag, wissen wir nicht) bespricht Prof. Pötscher sein handgeschriebenes Skriptum nun im Rahmen einer Online-Vorlesung.
Als wir zufällig entdeckt haben, dass ProfessorInnen Studierende auf Moodle detailliert überwachen können haben wir sofort gehandelt. Zu diesem Zeitpunkt konnten ProfessorInnen nicht nur den letzten Betrachtungszeitraum des Kurses ansehen, sondern auch wer zu welchem Zeitpunkt welches Moodle-Item betrachtet und angeklickt hat. Mithilfe der ÖH haben erreicht, dass das ZID diese Überwachung für das gesamte Moodlesystem der Uni Wien abgestellt hat.
Um zu verhindern, dass Studierende weiterhin mangels R-Vorkenntnissen im Sommersemester in Angewandte Ökonometrie I verzweifeln müssen, haben wir uns mit Vize-SPL Alejandro Cunat darauf verständigt, das Empirische VWL künftig im Wintersemester die Rolle eines Einführungskurses in R übernimmt. Außerdem konnten wir erreichen, dass Matlab-Lizenzen für Masterstudierende, wenn sie für einen Kurs benötigt werden, zur Verfügung stehen. Und auch für nur scheinbar selbstverständliche Dinge wie Toilettenpausen bei mehrstündigen überwachten Online-Klausuren haben wir uns stark gemacht.
Inklusive Arbeitsweise
Last, but not least möchten wir darauf verweisen, dass all diese Dinge nicht möglich gewesen wären, wenn wir uns nicht wöchentlich zum offenen Plenum getroffen hätten – anfangs physisch in unserem Büro und später digital auf Webex. Wir laden nochmals alle Interessierten ein, sich dem Plenum anzuschließen – immer dienstags, ab 18.30 Uhr. Schreibt einfach ein Mail und wir senden euch die Zugangsdaten!