Verbesserungen für Studierende beschlossen! Oder doch nicht?

Sinkende Studierendenzahlen als Chance einer Umstrukturierung des Studiums

Das Institut für VWL der Universität Wien verzeichnet seit Jahren sinkende Studierendenzahlen. Entweder sinkt das Interesse am Studium der VWL allgemein oder aber unser Institut hat im Wettbewerb mit anderen VWL-Instituten (WU, JKU Linz, …) bzw. anderen Fachrichtungen (Politikwissenschaften, Statistik, Soziologie, …) das Nachsehen. In der näheren Vergangenheit wurde versucht diesem Trend gegenzusteuern, beispielsweise durch kostenpflichtige Aufnahmeverfahren auch im Bachelor – die Schlussfolgerung, dass diese zusätzlichen Hürden anscheinend den gegenteiligen Effekt hatten, scheint aufgrund weiterhin sinkender Studierendenzahlen naheliegend.

Mittlerweile scheinen auch treibende Kräfte der Professor*innenschaft erkannt zu haben, dass es unter Umständen eine gute Idee sein könnte, die Meinung von Studierenden einzuholen um das Studium attraktiver zu gestalten. Beispielsweise wurde vergangenes Sommersemester ein Fragebogen entworfen, der von fortgeschrittenen Bachelorstudierenden ausgefüllt werden sollte, um die Vorstellungen bzgl. des Masterstudiums bei uns an der Uni auszuforschen. Dieser Fragebogen bot auch tatsächlich Raum für kritische Anmerkungen, es wurde zB explizit nach dem Wunsch pluraler Forschung und Lehre oder nach der Vereinbarkeit von Studium und Arbeit gefragt. Bisher werden die Ergebnisse allerdings unter Verschluss gehalten, wir als gewählte Studierendenvertretung haben noch immer keine Einsicht bekommen, von einer grundsätzlichen Veröffentlichung scheint überhaupt keine Rede zu sein. Nicht nur der Vorenthalt solch relevanter Infos gegenüber Studierenden wollen wir hier kritisieren, der Ausschluss von Information und Entscheidung hat in jüngster Vergangenheit deutlich zugenommen.

Demokratiepolitisches Versagen des Instituts

An folgendem Beispiel soll der zunehmende politische Ausschluss Studierender am Institut illustrieren:
In den vergangenen Jahren wurden wir einmal im Semester zur sogenannten Insititutskonferenz (Insitkon) – eine Besprechung bei der das gesamte Institut über anstehende Institutspolitik diskutiert (Berufungen, öffentlicher Auftritt, etc.) – geladen, bei der wir unsere Anliegen einbringen konnten. Das ist die einzige Möglichkeit für die Studierendenvertretung dies vor versammeltem Institut zu tun und wir bekommen diese Möglichkeit nur einmal im Semester. Bei der für Ende Juni angesetzten Institkon im SoSe 2018 haben wir wie immer unsere Punkte im Voraus der Institutsvorständin (damals Monika Merz) mitgeteilt. Wir wollten über besagte Fragebögen diskutieren bzw. deren Ergebnisse einfordern und Stellung dazu beziehen. Weiters wollten wir Vorschläge einbringen, wie das Studium aus Sicht der Studierenden verbessert werden soll – wir dachten mit diesem Anliegen würden wir offene Türen einrennen, denn immerhin soll das Studium offensichtlich attraktiver gestaltet werden, und wer sollte da eine bessere Meinung haben als eben jene diese es betrifft: Studierende. Der weitere Verlauf aber war gelinde gesagt undemokratisch. Am Tag, an dem die Instikon stattfinden sollte, wurde von der Institutsvorständin die Besprechung nur wenige Stunden vor dem offiziellen Termin abgesagt. Die offizielle Begründung: es wurden nicht ausreichend (wichtige) Punkte für eine Diskussion eingereicht. Selbst wenn wir die einzigen gewesen wären, die Punkte eingebracht hätten, wäre dieses Vorgehen in unseren Augen absolut inakzeptabel. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass es uns nicht reicht, die damalige Institutsvorständin in die Pflicht zu nehmen, denn unserem damaligen Aufruf trotzdem zur Instikon zu erscheinen und Studierendenanliegen zu diskutieren, ist mit Ausnahme von einer Person niemand nachgekommen. Ein paar weitere haben uns per Mail privat mitgeteilt, dass sie die Entscheidung auch nicht richtig fanden. Das war also kein demokratisches Versagen einer Einzelperson, sondern einer überwiegenden Mehrzahl der Institutsmitglieder. Auch wenn der aktuelle Institutsvorstand Gerhard Sorger anscheinend versucht den vermeintlichen Normalzustand wieder herzustellen (wir wurden für 5. Dez. 2018 zur Instikon eingeladen), kann das für uns nicht bedeuten, diese Aktion unkommentiert zu lassen. Denn unsere Partizipation darf nicht von der Willkür Einzelner abhängen. Es besteht dann nämlich immer die Gefahr zur Tendenz, Mitsprache von Studierenden auf ein Minimum zu reduzieren, wenn die Auseinandersetzungen für das Institut zu konfrontativ werden.

Was wir fordern

Aus eben diesen Gründen (Vorenthalt relevanter Informationen, sinkende Studierendenzahlen und willkürlicher politischer Ausschluss der gewählten Studierendenvertretung) haben wir uns dazu entschlossen, unsere Anliegen einmal mehr öffentlich einzufordern, in der Hoffnung damit eine breite Diskussion unter Studierenden und Lehrenden anzustoßen und Partizipation nicht lediglich auf die gewählte Studierendenvertertung zu beschränken. Sucht die Diskussion mit euren Lehrenden, fordert Inhalte die ihr gelehrt haben wollt, fordert flexiblere Kursleistungen ein, fordert die Mitsprache bei Berufungen für neue Professuren usw. Denn letztendlich seid ihr es, die dieses Studium absolvieren, ihr kennt eure Interessen und Lebensumstände am besten und wisst wie sich das im Studium niederschlagen muss!

Unsere Plakate bilden leider keineswegs reale Verbesserungen für Studierende ab, denn nichts von dem was wir plakatiert haben, ist umgesetzt worden. Aber all das könnte (einfach) umgesetzt werden, wenn das Institut und in letzter Konsequenz die Uni den politischen Willen dazu aufbringt!