Inskriptionsberatung für das Sommersemester 2011 – Freshman Counseling Summer Term 2011


Zu folgenden Zeiten wird unser Büro während der Ferien bestzt sein um euch bei Studienwahl und -beginn zu beraten:

  • Mittwoch, 09.02. – 14:00-16:00
  • Dienstag, 15.02. – 14:00-16:00
  • Donnerstag, 17.02. – 13:30-15:30
  • Mittwoch, 23.02. – 17:00-19:00

Abseits dieser Zeiten sind wir am besten per E-Mail erreichbar (strvvwl@univie.ac.at). Bitte beachtet auch die letzten beiden News-Einträge.

Our office hours in february are as follows, if you seek advice concerning the choice of field of study, classes or other study-related issues feel invited to come to the Schildburg at Stair 7 at the main building.

  • Wednesday, 09.02. – 14:00-16:00
  • Tuesday, 15.02. – 14:00-16:00
  • Thursday, 17.02. – 13:30-15:30
  • Wednesday, 23.02. – 17:00-19:00

If you wish to contact us you can also use email (strvvwl@univie.ac.at). Please pay attention to the last two posts.

Empfohlener Pfad bei Beginn im Sommersemester

Das Studium im Sommersemester zu beginnen ist prinzipiell möglich, aber mit gewissen Umständen verbunden. Es gibt viele Veranstaltungen die nicht in beiden Semestern angeboten werden und Manche benötigen Vorwissen aus den vorigen Semestern. Da es aber keine formalen Voraussetzungsketten oder ähnliches gibt, ist es auch möglich ein Studium das im Sommersemester begonnen wurde in Mindeststudienzeit  zu absolvieren.

Unser Gerüst, dass euch bei der Gestaltung eures Studienplanes helfen soll, findet ihr untr Studienführerin – Bakkalaureat – Empfohlener Pfad bei Beginn im Sommersemester

SOLV im Sommersemester 2011

Hallo liebe Leute,

Die SOLV fürs Sommersemester 2011 das nächste Treffen hierzu findet am kommenden Donnerstag (25.11.) ab 18:00 statt (für etwas Verpflegung wird gesorgt sein). Der Raum steht mittlerweile auch schon fest: Wir werden uns im Seminarraum 2.27 im Kern B des UZA 1 der WU treffen. Beim ersten Treffen haben wir etwas fantasiert wie die SOLV im kommenden Semester ausschauen könnte und sind dabei auf zwei unterschiedliche Ansätze gekommen:

Eine SOLV die den Anspruch hat anhand eines oder mehrer Themen möglichst vielen Studierenden die Theorienvielfalt und Interdisplinarität die in der VWL möglich ist vorzustellen. Oder eine SOLV die sich einem Thema (das dann doch irgendwie was mit Ökonomie zu tun hat) tiefergehender widmet und einen höheren theoretischen Anspruch hat.

Wir möchten klären ob es möglich ist kommendes Semester beide Formen zu verwirklichen und in welcher langfristigen Struktur die Organisation weitergeführt werden kann.

Buchvorstellung und Diskussion mit Thomas Strobl

Thomas Strobl, Autor von weissgarnix.de, ist am Di, 23. Nov. in Wien und stellt um 20 Uhr im HS. III des NIG sein neues Buch vor. In “Ohne Schulden läuft nichts – Warum uns Sparsamkeit nicht reicher, sondern ärmer macht” stellt er seine Auffassung der Krise und nüchterne Analyse des Kapitalismus vor. Anschließend gibt es die Möglichkeit zur Diskussion.

Seine Ansichten stehen in starkem Widerspruch zu den ökonomischen Standardüberzeugungen und -rezepten, die in einem typischen Studium der Volkswirtschaft gelehrt werden. Der Österreicher ist Autor von http://www.weissgarnix.de, eines der bekanntesten deutschsprachigen Blogs für Ökonomie, ist Feuilletonist für die FAZ und arbeitet bei einem internationalen Unternehmen in Deutschland.

Einen Link zur Veranstaltung auf Facebook findet sich unter: http://www.facebook.com/event.php?eid=112136245518235

ACHTUNG: Da das Kino, das am selben Abend statgefunden hätte mit dieser Veranstaltung terminlich kollidiert, haben wir es um eine Woche nach hinten, auf den 30.11. verschoben. (siehe unten)

SOLV im Sommersemester 2011

Das Projekt “Selbstorganisierte Lehrveranstaltung” (SOLV) geht nunmehr in die dritte Runde. Am kommenden Mittwoch, den 17.11. findet ab 20:00 im Hörsaal 3.31 (Kern A) der WU ein SOLV-Plenum statt.

Dort wird die Veranstaltung (oder die Veranstaltungen), die im Sommersemester 2011 stattfinden, gestaltet, Organisatorisches geklärt und – wenn möglich – auch gleich Personen gefunden, die die Verantwortung für die “administrative” Organisation (Zusammenarbeit mit Institut, Detailorganisation mit den Vortragenden, Raummanagement, etc.) übernehmen.

Das RBK-Plenum kommende Woche wird daher auch nicht wie üblich um 19:00, sondern um 16:30 stattfinden.

Schwester Helga – Du maximierst mein Glück (Buchrezension)

Der Arztroman zur Mikroökonomie Von Thomas Hönscheid, Eichborn Verlag: www.schwesterhelga.de

Ökonomische Fachliteratur: zu wenig anschaulich, zu trocken – Unterhaltungsliteratur: leichtes Lesevergnügen ja, aber muss es auch seicht sein?

Der deutsche Volkswirt Thomas Hönscheid versucht mit „Schwester Helga“ das Beste aus beiden Welten zu vereinen: ein kurzer, prägnanter Überblick über die Mikroökonomie und das Suchen und Finden der ganz großen Liebe in bester Groschenromanmanier.

Die Heldin, Schwester Helga, ist jung, naiv, idealistisch, körperlich brünett und geistig “blond”. Ihr Angebeteter, Chefarzt Dr. Robert Sanden, ist ebenfalls jung, ehrgeizig, dynamisch, körperlich großgewachsen und geistig großkotzig. Seine Leidenschaft gilt nicht etwa nur der reizenden Schwester Helga, nein, es ist die – auch als Allegorie auftretende – Mikroökonomie, die ihn begeistert. Wer wird im Kampf um sein Herz letztendlich siegen?

Was sich so viel versprechend anlässt, enttäuscht leider über weite Strecken: Die versuchte Verzahnung der verschiedenen Ansprüche gelingt Hönscheid nicht. Zwischen der eigentlichen Romanhandlung holen die Figuren immer wieder zu kurzen Monologen über die Preistheorie aus, Diagramme werden auf Haut gezeichnet, in Landschaften integriert und mit kleinen Bildern illustriert. Zur Auffrischung von Mikro-Kenntnissen sind diese Ausführungen nur bedingt geeignet. Der Humor gleitet leider streckenweise in die Untiefen der deutschen Comedy à la Oliver Pocher ab, dümmliche Parodien werden bis zum Abwinken ausgebreitet bis auch der geduldigste Leser genervt ist.

Die Arztromanhandlung dagegen lässt nichts zu wünschen übrig, von niedlichen kleinen Neffen und tragischen Unfällen über gutaussehende junge Adlige aus komplizierten Familienverhältnissen bis hin zu überraschend aufgedeckten Affären zwischen den unwahrscheinlichsten Leuten. Alle Klischees werden pflichtschuldig abgearbeitet. Das sorgt für vereinzelte, lustige Stellen, kann aber nicht über den grundlegenden Mangel hinwegtäuschen: Das Buch ist stilistisch zu seicht und erwartbar angelegt, um wirklich komisch zu sein und geht zu sehr auf ironische Distanz zu seiner waghalsigen Prämisse. Um es mit Hönscheid zu sagen: Der Lesegenuss wird nicht maximiert.

Sowohl auf der Homepage ( www.schwesterhelga.de) als auch hinten im Buch hat man das gesamte Personal aufgelistet, sollte man bei den obligatorischen verworrenen Liebes- und Familienbanden die Übersicht verlieren. Das Buch macht sich mit seinem hellblauen genretreuen Arztromanumschlag aber gut im Regal und erlaubt es einem, Fragen nach Hobbies mit „Ich lese gerne Arztromane“ zu beantworten.

Fazit: Fachlich sauber wenn auch äußerst minimalistisch, leider weitaus weniger lustig als der Titel suggeriert. Die Kreuzung aus Schundroman und ökonomischer Fachliteratur hat aber durchaus Potential.

Interview mit Ernst Fehr

Roter Börsenkrach: Herr Fehr, waren sie beim RBK involviert?
Ernst Fehr: Ja, ich war der erste Fakultätsvorsitzende, bei den ersten ÖH-Wahlen 1977 haben wir sogar die Fakultätsmehrheit gewonnen.

RBK: Wie hat sich der RBK damals definiert?
EF: Das war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Leuten die einfach mit der traditionellen Wirtschaftswissenschaft, so wie sie unterrichtet wurde, nicht zufrieden war und die nicht nur die Wirtschaftswissenschaften kritisiert haben, sondern auch die Gesellschaft sozusagen als ungerecht oder stark verbesserungswürdig empfunden haben. Es war eine unabhängige Gruppe, eine Bündelung von Reformkräften, die sich keiner Partei direkt zugeordnet haben, die die Gesellschaft verbessen wollten. Es hat verschiedene Sachen gegeben: Der eine hat sich für Entwicklungspolitik interessiert, hat gefunden, die Armut auf der Welt ist ein Skandal, da müsste man etwas tun. Der andere hat gefunden, das österreichische Gesundheitswesen ist verbesserungsbedürftig und so weiter. Eine Koalition der Reformwilligen.

RBK: Was würden Sie im Nachhinein sagen, hat Ihnen das Netzwerk RBK gebracht?
EF:
Nicht viel, beruflich, weil ich in die Wissenschaft gegangen bin – zuerst am Institut für Höhere Studien, dann auf der TU. Aber am meisten profitiert habe ich davon, dass wir eine Zeitung gemacht haben, ich habe schreiben gelernt. Denn wenn man eine Zeitung macht, dann muss man so schreiben, dass der Leser versteht, und die Fähigkeit, sich in den Leser zu versetzen, die brauchst du überall – ob du jetzt Unternehmer bist und dich in die Konsumenten versetzt oder Politiker und dich in die Wähler versetzt. Immer dort wo es um die Bedürfnisse der anderen geht.

RBK: Was haben Sie von der Lehre an der Hauptuni mitgenommen – im Vergleich zu den Fähigkeiten, die Sie damals durch Strv, Fakultätsvertretung etc. mitgenommen haben?
EF: Also wenn ich ehrlich sein soll, dann hab ich von der Lehre nicht wahnsinnig viel profitiert. Während des Studiums habe ich ja kaum Volkswirtschaftslehre studiert – ich war eher organisatorisch tätig. Erst richtig VWL studiert habe ich nach meinem Magister. Das heißt ich habe vor allem gelernt zu organisieren, zu schreiben, unternehmerisch tätig zu sein, Arbeitskreise zu organisieren, in denen wir Marx und Keynes gelesen haben – Eigeninitiative ist sehr wichtig.

RBK: Jetzt lehren Sie an der Universität Zürich, wenn Sie die Universität dort mit Ihrer Studienzeit in Wien vergleichen…
EF: Die Studenten sind sehr brav – Sie haben auch allen Grund, brav zu sein! Ich unterrichte schon ganz was anderes, was damals unterrichtet wurde. Letztes Semester habe ich den goldenen Schwamm als beliebtester Professor bekommen, weil ich über Sachen erzähle, über die sie sonst nichts hören in der Wirtschaftswissenschaft – Vertrauen, Altruismus, soziale Präferenzen, beschränkte Rationalität. Ich lasse viel von der modernen Forschung einfließen und erzähle nicht nur über die Sachen die man weiß, sondern auch über die Sachen über die man nichts weiß und warum. Es gibt eine hohe Zufriedenheit unter den VWLern, es gab eine Umfrage laut denen die VWler am zufriedensten ist – und die BWLer am unzufriedensten.

RBK: Hören die Studenten in Zürich auch Vorlesungen über Marx und Keynes etc.?
EF: Keynes und Marx unterrichtet kaum jemand, auch ich nicht. Marx ist ja extrem empiriefern, das ist ja weitgehend empirisch unbestätigte Spekulation, was der gemacht hat. Der marxistische Ansatz hat sich als nicht sehr produktiv erwiesen in der Erforschung des wirtschaftlichen Verhaltens. In einem bestimmten Sinne sind wir alle Marxisten heutzutage, weil die Dominanz des Ökonomischen über das Politische oder Soziale schon sehr stark ist. Aber abgesehen von diesen sehr abstrakten Einsichten… Ein Fach, das sich über seine Ideengeschichte definiert, so wie die Soziologie über die Klassiker, ist für mich ein Beispiel, dass das Fach noch keine wirkliche Wissenschaft geworden ist. Ein Fach definiert sich über einen Kanon von verlässlichem Wissen. Und in der Ökonomie haben wir doch einen einheitlichen theoretischen Apparat, das ist die moderne Mikroökonomie und Spieltheorie. Wenn man diese Instrumente richtig anwendet – und nicht mathematisch verabsolutiert und nur noch in der Mathematik herumschwirrt, dann ist das ein sehr machtvolles Erkenntnisinstrument, davon war ich eigentlich schon früh überzeugt. Die Spieltheorie und die Mikroökonomie bilden die Sprache der Ökonomie. Wir starten mit dem Individuum, das Präferenzen und beliefs über das Verhalten der anderen hat. Ein Teil meiner Forschung beruht darin, dass wir zeigen, dass das Individuum nicht ausschließlich egoistisch und rational definiert sind – und das hat wichtige Konsequenzen für das Verhalten für Individuen und ganzer Systeme.

RBK: Wie weit kann man durch Versuchen mit 200 Personen, die man Situationen nachspielen lässt, das wirkliche Verhalten, das vielleicht erst in zehn Jahren Konsequenzen haben wird, nachvollziehen?
EF: Schauen Sie, Sie müssen sich fragen: „Wie verstehe ich Verhalten am besten?“ und da ist das Experiment ein möglicher Zugang. Andere Zugänge sind auch wichtig, die Beobachtung im Leben, da gibt es Bereiche wo das möglich ist. Es ist a priori keine Datenquelle der anderen überlegen. Durch das Experiment kann man enorm viel herausfinden, und sehr viele Einwände kann man relativ leicht entkräften. Und es zeigt sich, alle guten experimentell gewonnenen Verhaltensregularitäten bestätigen sich letztlich im Feld, da könnte ich viele Beispiele nennen.

RBK: Die gängige Mikroökonomie basiert auf der Grundlage des rationalen Verhaltens und der Eigennutzenmaximierung.
EF: Rationalität hat nichts zu tun mit Motiven, man kann ja auch ein rationaler Altruist sein. Rationalität heißt ja im Grunde nichts anderes transitive Präferenzen zu haben. Rationalität heißt, wenn ich das Glas Wasser dem kleinen Braunen vorziehe, dass ich dem Glas Wasser eine höhere Zahl zuordne, und dieser Zahl nennt der Ökonom Nutzen – aber ich könnte auch einen anderen Namen dafür finden. Sie ordnen Alternativen einfach. Das Nutzenmaximierungskalkül wird vielfach völlig missverstanden. Ich ordne der Alternative eine Zahl zu, und diese Zahl maximiere ich. Das ist nur eine Konvention. Der Fehler ist, dass der Begriff Nutzenmaximierung eine semantische Falle birgt, und man fälschlicherweise damit etwas Egoistisches verbindet. Deshalb ersetze ich den Begriff Nutzenfunktion in meinen Vorlesungen durch Zielfunktion, und dann ist klar, dass der Mensch alle mögliche Ziele haben kann. Vor allem Betriebswirte, die nur ein halbes Semester Mikroökonomie haben, missverstehen das.

RBK: Auch zur Rechtfertigung.
EF: Genau, aber es gibt auch soziale Motive, und wenn Leute die verfolgen, sind sie nicht egoistisch. Rationalität und Nutzen haben, richtig verstanden, nichts mit Egoismus zu tun. Der richtige Streitpunkt muss sein, welche revealed preferences der Mensch hat, da ist die Mikroökonomie schwachbrüstig gewesen in der vergangenen Zeit. In der angewandten Ökonomie sieht man immer nur self-regarding preferences. Wenn ich other-regarding preferences habe, ist es mir nicht egal, ob das Kind in Nigeria an irgendeiner Krankheit stirbt. Dass hat auch mit Externalitäten zu tun. Sobald man other-regarding preferences hat, gibt es keine Externalitätenfreiheit mehr, weil mein Konsum ihre Wohlfahrt beeinflusst.

RBK: Sie schreiben, dass die Einstellungen, bis zu welchem Grad man den Nutzen der anderen auch in seine Handlungen mit einbezieht, in verschiedene Gesellschaften kulturell verschieden sind.
EF: Ja, es gibt Experimente über verschiedene Kulturen hinweg, die zeigen, dass Österreicher, Deutsche und Schweizer anders handeln als Araber oder Griechen.

RBK: Haben sich diese Verhaltensmuster geändert?
EF: Sie stellen eine extrem schwierige Frage, das weiß niemand. Es ist hier extrem schwierig, hier Kausalitäten zu ermitteln. Wie beeinflusst die Gesellschaft das Individuum, was heißt Gesellschaft? Man könnte zum Beispiel ermitteln, ob durch das ganze Gerede von der Nutzenmaximierung das Ökonomiestudium die Leute egoistischer macht, es kann aber auch ein Selektionseffekt eintreten.

RBK: Glauben Sie, dass die Krise einen Einfluss auf diese other-regarding preferences hat, den Altruismus vielleicht sogar in eine Krise stürzt?
EF: Das ist die schwierigste Frage. Die Ökonomen gehen davon aus, dass Präferenzen relativ stabil sind. Diese Annahme halte ich nicht für völlig falsch. Ob die Krise die Präferenzen verändert? Diese extrem komplexe Frage kann niemand beantworten.

RBK: In Reaktion auf die Krise werden in der Management-Ebene öfter Initiativen gestartet, um soziales Kapital zu halten (z.B. bei Google). Glauben Sie, dass sich da ein Wandel abzeichnet?
EF: Google ist so profitabel, die können sich das leisten. Die Frage ist, was passiert, wenn die in die Zange genommen werden. Die Sache ist, das ständig was im Wandel ist in der Wirtschaft. Da ist viel Positives geschehen, aber nicht nur – wenn ich da an die Kassiererin an der Supermarktkasse denke, ein körperlich anstrengender und geisttötender Job. Die Frage ist, wie man das ändern kann.

RBK: Eine neue Definition von Arbeit vielleicht?
EF: Ein Unternehmen ist immer eine Art Organisation, und die sind bürokratisch, und es gibt immer Situationen, wo es Vorgesetzte gibt, die nicht gut sind. Wenn man aber vom Eigeninteresse eines kapitalistischen Unternehmers ausgeht, der skilled labour benötigt, dann braucht der gut qualifizierte Leute, die Eigeninitiative an den Tag legen. Es gibt zwischen Arbeitnehmer und Kapitalisten gemeinsame Interessen und gegenläufige Interessen, das ist ja kein Geheimnis. Das lernt uns die Spieltheorie völlig trivial. Die meisten Spiele sind keine Nullsummenspiele, es gibt gegenläufige Interessen – die Lohnhöhe zum Beispiel.

RBK: Es gibt aber viele Leute, die bei der Arbeitssuche nicht nur lohnfixiert sind und auch mehr in einer Arbeit suchen – Stichwort Eigeninitiative. Hier scheint es aber zu wenig Angebot auf Seite der Arbeitgeber zu geben.
EF: In einer Untersuchung über Arbeitszufriedenheit, die wir durchgeführt haben, zeigt sich, dass bei zwei Personen, die die gleiche Arbeit verrichten, die besser ausgebildete zufriedener ist. Wir stellen auch fest, dass Leute mit höherer Ausbildung Jobs mit mehr Freiheitsgraden haben. Das ist wiederum klar, denn ein Arbeitgeber gibt jemanden Ungebildeten natürlich weniger Freiraum als jemandem, der wiederholt gezeigt hat, dass er mit diesem Spielraum, diesem Vertrauen sich einsetzt für die Sache. Gestaltungsspielraum ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Arbeitszufriedenheit.

RBK: Auf der Hochschulebene auch?
EF: Auf jeden Fall, richtig kanalisiert ist Eigeninitiative auch auf der Hochschulebene wichtig. Die größte Eigeninitiative hat es ja früher bei den philosophischen Studien gegeben, mit dem Resultat, dass dann 18 Semester für das Studium gebraucht wurden. Diese Selbstdisziplin gehört dazu, bei jedem Job gibt es Durststrecken. Auch auf wissenschaftlicher Ebene: was glauben Sie, wie oft man ein Paper überarbeiten muss, damit es angenommen wird? Auch beim RBK: Wir haben unsere politischen Gegner zermartert, weil wir jede Woche eine Zeitung rausgebracht haben – auch wenn sie nur 5 Seiten hatte, und wenn die Matrizen gerissen sind, mussten wir alles noch mal schreiben. Selbstdisziplin und Verantwortung braucht man für jede Art von Erfolg – egal ob man ein Entwicklungshilfeprojekt in Afrika durchziehen oder reich werden will.

RBK: Hat Ihnen der RBK bei der Ausprägung dieser Fähigkeiten geholfen?
EF: Ja, aber es sind auch Leute hingegangen, die schon prädestiniert waren.

RBK: Was würden Sie heute studieren?
EF: Ich würde wieder VWL studieren, denn wichtige Fragen sind noch ungeklärt: Wie beeinflusst die Gesellschaft das Individuum, also die Präferenzen des Individuums? Was sind die neurobiologische Wurzeln von Präferenzen und beliefs – Die ganze Neuroökonomie? Ein Dauerbrenner ist auch: Wann wirkt sich individuell irrationales Verhalten auf die Gesellschaft aus und wann hat es keinen Einfluss – das berühmte Aggregationsproblem? Und dann die Makroökonomie – das ist ein einziger Torso, da gibt es fast nur ungelöste Fragen. Da ist das Feld, wo sich noch die meisten Ideologen tummeln, weil es eben so schwierig ist, weil der a priori Glauben eine größere Rolle spielt als empirische Evidenz, da hält sich das Bild vom Homo Oekonomicus noch sehr starr, da kann man nur den Kopf schütteln.

RBK: Ein anderes Thema noch: Wenn man die Politik beim Regeln aufstellen für die Finanzwirtschaft beobachtet, kann man ja meinen, dass sie bis jetzt grandios gescheitert ist. Sind Sie der Meinung, dass die Politik an die Ökonomie an Macht verloren hat über die Jahre und dass das demokratiegefährdend ist?
EF: Es ist immer demokratiegefährdend, wenn Politik käuflich ist. Es braucht Schranken der Finanzierung der Politik durch private Großspender. Ob das wirklich mehr geworden ist, kann man schwer sagen. Vor hundert Jahren war der Einfluss vielleicht größer. Jetzt haben wir zumindest eine gewisse Presse. Solche generalisierten Fragen sind schwer zu beantworten, dazu müsste man erst Macht definieren.

RBK: Was haben Sie von den Studierendenprotesten im vergangenen Jahr mitbekommen?
EF: Die sind ja entstanden durch die Ressourcenknappheit im Hochschulbetrieb. Ich glaube, dass die forschungsnahe Bildung der Wachstumsmotor schlechthin ist – es ist gefährlich, diese Bereiche unterzuversorgen.

RBK: Herr Fehr, vielen Dank!

Kino und Blog-Start

Hallo liebe Leute,

wie bereits angekündigt, wird es am kommenden Dienstag (02.11.) ab 20:15 eine Filmvorführung geben.

Gezeigt wird: Wall Street (1987) (http://www.imdb.com/title/tt0094291/) – Das Sequel zu diesem Film wird seit kurzem auch in österreichischen Kinos gespielt.

Bitte bringt, wenn ihr wünscht, selber Verpflegung mit. Die Annehmlichkeiten einer Kino-Bar gibt es im Hörsaal 7 (Stiege 7, erster Halbstock) der Uni Wien leider nicht.

Die Schildburg direkt unter dem Kinosaal wird natürlich eine gewisse Grundausstattung an Bier bereithalten.

Blog

In früheren Zeiten erschien “Der Rote Börsenkrach” als Printmedium, seit dieser Woche wird er aber als Blog fortgesetzt. Ihr findet ihn unter: roterboersenkrach.at/category/blog/

Wenn ihr selber Artikel habt, die ihr dort veröffentlichen möchtet, könnt ihr diese gerne an vwl@gmx.at oder eine der anderen Kontaktadressen schicken. Oder ihr bringt ihn persönlich in der Schildburg oder bei einem Plenum vorbei.

Auch eure Rückmeldung zu Artikeln würde uns sehr freuen. Wollt ihr dies öffentlich tun, gibt es unter jedem Artikel eine Kommentarfunktion. Ihr könnt Feedback aber auch an die Kontakt-Mailadresse schicken. Sie wird dann die AutorInnen erreichen.

Arithmetik zur Hochschulfinanzierung

Einleitung

Um die aktuellen Diskussionen um Ausfinanzierung der österreichischen Unis (vor allem in Hinblick einiger Aussagen gewisser Politiker) zu versachlichen ist es unserer Meinung nach sinnvoll, auf die aktuelle OECD-Studie “Education at a Glance 2009” hinzuweisen und einzugehen. Diese Studie bietet eine Übersicht über die getätigten Geldflüsse und liefert eine Kosten-Nutzen-Rechnung der öffentlichen Hand für einen jeden Studierenden.

Das nachfolgende Dokument ist das Ergebnis einer Bearbeitung eines gewählten Auszugs aus genannter Studie, genauer gesagt des Kapitels A8 “What are the Incentives to Invest in Education?”. Es soll helfen, die für Österreich hochrelevanten Feststellungen der OECD in die aktuelle Debatte einfließen zu lassen.

Berechnung

In dieser Studie werden Nettobarwerte als Vergleichsinstrument verwendet. Unter Nettobarwert werden die Werte aller zukünftigen Zahlungsströmen auf den Beginnzeitpunkt der Investition ab diskontiert und zusammengerechnet. Kurz gesagt, mit einem Kapitalbestand in Höhe des Nettobarwertes zum Investitionsbeginn könnten alle zukünftigen Zahlungsströme realisiert werden. Eine Investition mit positivem Nettobarwert stellt somit eine Wertgenerierung (Mehrwert) dar. In dieser Studie wurde als Zinssatz fuer die Diskontierung 5% gewaehlt.

Kosten

Auf der Kostenseite werden neben den direkten Kosten (Studienbeiträge und öffentliche Kosten des Universitätsbetriebs) auch indirekte Kosten (gemindertes Einkommen der Studierenden während der Studienzeit und – daraus resultierend – ausbleibende Steuereinnahmen für den Staat) berücksichtigt. Die obenstehende Grafik zeigt deutlich, dass die Kosten für ein Studium derzeit ziemlich genau zwischen den beiden Akteuren (StudentInnen und dem Staat) aufgeteilt sind. Während der Staat den größeren Anteil an den direkten Kosten trägt, tragen die StudentInnen einen nicht unwestlichen Anteil an den Kosten über das entgangene Einkommen, sprich ihren Opportunitätskosten für das Studium. An diesem Punkt muss allerdings korrekterweise angemerkt werden, dass trotz der entgangenen Einnahmen für die Individuen ein Anreiz besteht zu studieren (durch spätere höhere Einkommen). (siehe OECD Studie Seite 158 Chart A8.3)

Kosten der öffentlichen Hand Betrag
Public direct costs 42.561,06
Public foregone revenues 13.047,25
Gesamt 55.608,32
Kosten der Privatpersonen Betrag
Private direct costs 3.248,84
Private foregone revenues 51.723,24
Gesamt 54.972,08

Einnahmen

Der größte Teil der zusätzlichen Einnahmen des Staates durch ein Studium sind die erhöhten Steuereinnahmen (income tax revenues), die durch die Besteuerung der im Schnitt höheren Gehälter der AkademikerInnen erhalten werden. Weiters ist die Gefahr einer Arbeitlosigkeit bei AkademikerInnen geringer, somit werden hier die Ausgaben des Staates gesenkt.

Ein nicht unwesentlicher Teil der Einnahmen kommen die sozialen Transfers hinzu. Der/die durchschnittliche AkademikerIn ist hier NettozahlerIn.

Einnahmen Betrag
Income tax revenues 62.720,84
Social contribution revenues 27.963,53
Unemployment effect 2.509,47
Gesamt 93.193,86

Zu beachten ist hier, dass nur die Einkommenssteuereffekte betrachtet werden. Da höheres Einkommen mit höheren Konsum verknüpft ist, würden auch noch andere zusätzliche Steuern eingenommen werden, die jedoch hier nicht berücksichtigt sind.

Fazit

Das nebenstehende Diagramm wurde aus dem Chart A.8.5 (Seite 162) der Studie erstellt. Hier werden die öffentlichen Kosten und Einnahmen der Ausbildung eines Studenten einiger ausgewählter Länder dargestellt.

Der Nettobarwert der öffentlichen Einnahmen bei einem Studenten übersteigt in Österreich um 37.586,- USD den Nettobarwert der öffentlichen Kosten. Somit ist hier ein klarer Gewinn für den Staat gegeben. Bei einer Studentin übersteigt der Nettobarwert die öffentlichen Kosten um 25.911,32 USD, womit auch hier ein Gewinn für die Gesellschaft zu verbuchen ist und ein Universitätsstudium bei beiden Geschlechtern für den Staat als ertragreiche Sparform gesehen werden kann. In der Studie wird sogar ausdrücklich betont, dass selbst defizitfinanzierte Investitionen in den tertiären Bildungssektor vorteilhaft seien. „Public investments in education and particularly at tertiary level would be rational even in the face of running a deficit in public finances.“ (Seite 161f)

Weitere Anmerkungen

Darüber hinaus werden in der Studie noch weitere positive Effekte der tertiären Ausbildung genannt, die sich schwerer in Zahlen messen lassen und somit in der obigen Rechnung nicht berücksichtigt wurden. Als Beispiel werden geringere Gesundheitskosten genannt, da das Bildungsniveau mit dem Gesundheitsbewusstsein korreliert. Selbiges gilt auch für das politische Interesse (siehe A9 der Studie).

Aussagen

Vor diesem Hintergrund sind folgende Aussagen der betreffenden Politiker möglicherweise neu zu überdenken, bzw. wäre es für die Interpretation ihrer Aussagen hilfreich, von den hier angeführten Herren Hinweise zu bekommen, wie die Aussagen zu verstehen sind, da die OECD Studie ja darauf hinweist, dass der Staat ein Netto-Profiteur der Student_Innen ist.

ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger sagte im Ö1-Mittagsjournal am 30.Oktober 2009: “Jede Party, die im Audimax gefeiert wird, wird von den Stahlkochern der Voest, den Arbeitern und Angestellten bezahlt. Wo ist die Solidarität mit dem Steuerzahler”.

Quelle: http://derstandard.at/fs/125674…

BZÖ-Parteivorstand Stefan Petzner: “Die Studierenden sollen sich von ihren Utopien verabschieden und sich der Wirklichkeit stellen, die da lautet, dass auch für Studierende das Leistungsprinzip zu gelten hat und es nicht angehen kann, dass der Steuerzahler das Leben von Bummelstudenten finanzieren soll, die rauchend und Bier trinkend Hörsäle besetzen. Das BZÖ war, ist und bleibt daher für die sofortige Wiedereinführung der Studiengebühren, die Leistung fördert und fordert.” – OTS0184 2009-10-28/12:56

Quelle: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20091028_OTS0184

Links

RBK – Der Blog

Blog und Zeitung

“Der Rote Börsenkrach” – dieser Name bezeichnet neben der Basisgruppe Volkswirtschaftslehre der Universität Wien die von dieser Basisgruppe herausgegebene Zeitung. Die letzte Ausgabe dieser Zeitung wurde schon vor einigen Jahren (Mai 2007) herausgegeben. Der Wunsch weiterhin ein eigenes Medium zu publizieren blieb jedoch präsent und es wurden regelmäßig Versuche unternommen eine druckreife Ausgabe fertigzustellen.

Im Laufe der Zeit entstanden zwar einige Artikel, jedoch keiner dieser Anläufe resultierte in einer fertigen Ausgabe. Der Vorschlag eines Mitstudenten, die Zeitung könne doch zukünftig als Blog erscheinen, wurde daher mit Freude aufgenommen. Die Publikation von Artikeln in einem Blog ist um einiges flexibler als das Herausgeben einer Zeitung, einzelne Arbeiten können jederzeit veröffentlicht werden.

Wir hoffen jede Woche zumindest einen neuen Artikel online stellen zu können und werden vorerst dieses Level auch nicht überschreiten. Sollten mehr Artikel zur Verfügung stehen, speichern wir diese zwischen und veröffentlichen sie nach und nach. Nach Ablauf eines Semesters sollten also zehn bis 15 Artikel veröffentlicht worden sein. Am Ende des Semesters oder Studienjahres besteht so die Möglichkeit die erschienenn Artikel in einem Sammelband in Druckform herauszugeben.

Redaktion und AutorInnen

Bei allen Medien stellt sich die natürliche Frage nach den ProduzentInnen der veröffentlichten Inhalte. Da dieser Blog auf der Homepage der Basisgruppe VWL/ der Studienrichtungsvertretung VWL an der Universität Wien erscheint sind wir für den Inhalt verantwortlich. Wir werden daher jeden Artikel bevor er hier erscheinen kann in unserem Plenum besprechen. Dass dies eine Möglichkeit zur inhaltlichen Kontrolle darstellt ist uns bewusst und auch so gewünscht.

Unser Ziel ist es jedoch nicht ideologisch-dogmatische Leitlinien vorzugeben, da auch wir als Gruppe nicht homogen genug sind um Artikel zu produzieren die wir alle notwendigerweise zu 100% unterstützen. Jeder Artikel spiegelt daher jedenfalls nicht die Meinung aller wieder die sich zur Basisgruppe zugehörig fühlen, gegebenfalls werden wir das zu Beginn eines Artikels klar stellen, insbeßondere dann, wenn die Autorin oder der Autor nicht mit Synonym oder echtem Namem unterzeichnen möchte.

Wir möchten gerne, dass auch Menschen, die sich nicht als Teil der Basisgruppe verstehen oder nicht den Wunsch haben auf Plena zu erscheinen, die Möglichkeit haben hier zu veröffentlichen. Solltet ihr Lust versprüren auf dieser Plattform einen selbstgeschriebenen Artikel zu publizieren, dann schickt uns diesen an stvvwl@univie.ac.at. Wir werden euch dann Rückmeldung geben ob wir den Artikel in dieser Form veröffentlichen können. Ob ihr als Autor oder Autorin aufscheinen möchtet bleibt dabei euch überlassen.

Inhalte

Die organisatorischen und strukturellen Fragen wurden geklärt, es verbleibt nun die vermutlich Wichtigste: Womit wird sich dieser Blog beschäftigen? Der Rote Börsenkrach verbreitete früher “Nachrichten aus Lehre, Wirtschaft und Gesellschaft”, auch der Blog wird diesen Themenbereich in seiner ganzen Weite aufgreifen.